Musik soll wieder die Wochenmarkt-Einkäufe abrunden
„In der Maienzeit“ – so ist die nächste Serie der vier „Musiken zur Marktzeit“ betitelt, die in der Evangelischen Christuskirche Altenkirchen im Rahmen der Konzertkirche-Veranstaltungen stattfinden.
Jeweils 30 Minuten dauern die kleinen Darbietungen, die Ohren und Gemüter der Menschen nach oder vor dem Besuch des Wochenmarktes ermuntern sollen. Dieses Format von ausgewählten Musiken erfreut sich seit Jahren großer Beliebtheit unter der Kundschaft des Wochenmarktes in der Altenkirchener Innenstadt.

Beginnend am 24. April werden bis zum 22. Mai jeweils donnerstags um 11 Uhr unterschiedlichste Instrumente und Musiken zu Gehör gebracht. Den Reigen eröffnet am 24. April der hiesige Nachwuchsorganist Arthur Friesen, der die große Walcker-Orgel mal dramatisch, mal meditativ zum Klingen bringt. Mit dem Quartett „Excited“ (2 Flöten, Klavier und Cachon) veredeln am 8. Mai junge Talente der Kreismusikschule die Atemluft. Ihre Musiklehrerin Simone Bröhl hat die jungen Menschen erfolgreich bei „Jugend musiziert“ platziert. Luftig geht es am Folge-Donnerstag mit dem Kreis-Posaunenchor weiter, der unter der bewährten Leitung von Alfred Stroh das Auditorium „klassisch beschwingt“.
Den Abschluss dieser kleinen Frühlingskonzertreihe gestaltet Hava Kagermann, die als Berliner Singer-Songwriterin, freilich mit heimatlichen Wurzeln in Forstmehren, eigene Texte und Kompositionen gesanglich und instrumental in den Sakralbau am Schlossplatz mit der besonderen Akustik einbringt.
Wie immer wird auch in diesem Jahr die Musik zur Marktzeit durch die Kreisstadt unterstützt, so dass der Eintritt frei bleibt. Spenden sind aber sehr willkommen.
Werner Jung
Prüft alles und behaltet das Gute
Jahreslosung 2025 aus 1. Thessalonicher 5,21
Prüfend schaute er auf die Flaschen. Gängige erkannte er auf den ersten Blick als Pfandflasche – flink sortierte er sie in die vorbereiteten Kästen. Doch einige Flaschen lehnte er schonungslos ab: „Das da ist keine Pfandflasche!“ Ob-wohl manche doch ein Pfandlogo hatten. „Nee, wirklich! Die kriegen Sie nirgends los. Die gehören in den Container.“
Der Mann hinter dem Tresen im Büdchen am Campingplatz strahlte eine unbeirrbare Sicherheit aus. Und so entsorgten viele der Urlauber die Flaschen, die vermeintlich nicht wiederverwertbar waren, im Container gleich nebenan. Beim Supermarkt im Ort war es anders. Flaschen, die hier ohne Wert waren, wurden dort als Pfandflaschen zurückgenommen. Der Mann im Büdchen hatte manche Flaschen einfach nur deshalb verworfen, weil er sie nicht kannte. Im folgenden Sommer war das Büdchen des Mannes geschlossen. Sein Geschäft, sein so klares wie enges Bild von der Welt, war nicht überlebensfähig.
Prüft alles und behaltet das Gute, rät der Apostel Paulus, als Menschen den Überblick verlieren, was wichtig ist. Paulus war ein Mensch, dessen Wert nicht für jeden sofort erkennbar war. Er wurde verspottet, hatte einen krummen Gang, körperliche Gebrechen, keine ruhmreiche Vergangenheit. So lachten einige über ihn. Gerade er erkannte seine Schwäche als Stärke: Ich vermag alles durch den, der mich stark macht. Eine Erkenntnis auf den zweiten Blick. Gleichwohl tiefer. Eine Erkenntnis, die den wahren Wert des Lebens sieht.
So soll neben dem Bild vom Büdchen an der Ostsee ein weiteres stehen: Eine Flasche mit Wert. Eine, durch die das Licht scheint, die ermutigt, zu prüfen – und das Gute zu behalten. Und den genaueren Blick zu wagen! Denn manchmal sind wir sehr schnell dabei, alles zu prüfen – und zu verurteilen, weil klare Botschaften oft einfacher sind. Dann urteilen wir: „Du Flasche!“ Dass ein großer Misserfolg als Fiasko bezeichnet wird, geht auf die italienische Redensart far fiasco – die Flasche machen zurück. Laut Duden liegt der Ursprung in der venezianischen Glasbläserei, bei der es gelegentlich zu missratenen Flaschen kam – die Flasche wurde zum Sinnbild des Versagens. Später ging die Redensart in die Bühnensprache ein: Bei schlechtem Gesang oder mäßigem Schauspiel fielen die Künstler durch. Und anstelle eines Lorbeerkranzes hing man ihnen einen Fiasco, eine mit Stroh umflochtene dickbauchige Flasche um. Eine Flasche verursacht ein Fiasko, öffentlich bloß gestellt, für nichts zu gebrauchen.
Aber es tut gut, gebraucht zu werden. Es wertet einen Menschen entscheidend auf. Indem wir gebraucht werden, erkennen wir unseren eigenen Wert an. Gerade nach einem Fiasko, vor einem Scherbenhaufen, nach Ablehnung. Die christliche Hoffnung ist, dass im Ende ein neuer Anfang liegt. Und diese Hoffnung stirbt nicht. Die Hoffnung, dass unser wahrer Wert erkannt wird. Diese christliche Hoffnung kann davor bewahren, sich aussortiert oder abgelehnt zu fühlen.
Mir kommt eine (durchaus weihnachtliche) Liedzeile aus Leonard Cohens Anthem in den Sinn: „There is a crack in everything – that’s how the light gets in”. Da ist ein Riss in allem. Da scheint das Licht durch. Genau da!
Kintsugi ist die alte japanische Kunst, zerbrochene Gefäße mit Gold zu kitten. Das ist mehr als nur Wiederverwertbarkeit. Kintsugi hat einen tieferen Sinn: Gebrochene Stellen werden als einzigartig begriffen. Keinen Riss gibt es zweimal. Er gehört zur Geschichte einfach dazu. Das Gefäß ist nun nicht mehr so wie vor dem Zerbrechen. Es ist anders geworden. Kintsugi versucht nicht, die Bruchstellen zu verbergen. Brüche lassen sich nicht spurlos beheben. Die Narben werden bleiben. Aber sie sind kostbar. Jedes so wiederhergestellte Gefäß zeigt: Ich bin an verschiedenen Stellen gebrochen. Aber es ist immer möglich, wieder ein Ganzes zu werden. Ein Gefäß, das sich neu mit Leben füllt, mit Liebe und mit der Sehnsucht nach Glück.
Ihr Pfr. Martin Göbler